Ramadama 2023- bei jedem Wetter

Ramadama 2023- bei jedem Wetter

Stellvertretend für die 14 aktiven Klassen – hier die Kinder der 3c

Gemeinsam mit unserer Schulfamilie wollten wir im Rahmen des Themas im Kreis Fürstenfeldbruck „Aktion saubere Landschaft“ dem Müll zu Leibe rücken. Unser Startschuss zum „Rama dama“ erfolgt am Montag, den 27. März 2023. Mit Rama dama (hochdeutsch: „(Auf-)Räumen tun wir!“) bezeichnet man in Bayern eine Aufräumaktion, bei der in der Umgebung Müll gesammelt wird. In dieser Woche zogen wir jeden Tag mit unterschiedlichen Klassen mit den großen blauen Müllsäcken, einigen Greifzangen und robusten Handschuhen ausgestattet los und durchforsteten die Gebiete im Schul-Nahbereich.

Natürlich war wetterfeste Kleidung angesagt. Denn die Woche wartete mit einem Mix aus Sonnenschein und Starkregen auf. Während der Montag und Dienstag durch viele trockene Phasen bei eher niedrigen Temperaturen (morgens noch unter dem Gefrierpunkt) gekennzeichnet waren, war die zweite Wochenhälfte deutlich wärmer, dafür auch deutlich nasser (9l/m2). Frohen Mutes starten die SchülerInnnen mit den Lehrkräften in die Sammelgebiete zwischen Niederbronnerplatz im Westen und dem Hölzel im Osten. Die Schulkinder zogen sehr motiviert los, um das Gebiet rund um die Schule von Müll zu säubern.

Wilder Abfall in der Landschaft ist ein ärgerliches Thema. Wir treffen auf ihn überall. Es gibt sogar ein Fachwort dafür: Littering. Das kommt aus dem englischen und bezeichnet vorsätzliche oder fahrlässige Wegwerfen oder Liegenlassen von Müll im öffentlichen Raum. Einig sind wir Sammler uns schnell, dass dies ein ästhetisches Problem ist, also keinen schönen Anblick bietet.

Eine Schatzsuche

Wir fanden Getränkeverpackungen wie z.B. Kunststoffflaschen mit und ohne Pfand , Glasflaschen und auch Glasbruch und Dosen. Zudem Einwegverpackungen für Take-Away-Produkte wie z.B. S Styroporschachteln und Kunststoffdeckel für Getränkebecher.

Auch lagen in der Landschaft Verbundverpackungen wie z.B. Getränkekartons, Tetrapacks und Chipsröhren. Plastik- und Kunststoffverpackungen wie z.B. Tüten für Süßwaren, Chips, Zigarettenverpackungsfolien und Einkaufstüten trafen wir an.

Nicht zuletzt Pappe- und Papierverpackungen wie z.B. Pizzakartons, Raketen-batterien vom Silvesterfeuerwerk, Zigarettenpackungen und Taschentücher „zierten“ unseren Weg. Metallteile wie z.B. Konservendosen, Alufolie, Spraydosen Schraubverschlüsse, Kronkorken und verschiede Münzen gaben den Säcken zusätzliches Gewicht. Stirnrunzeln erzeugte vor allem Problemmüll wie z.B. Feuerzeuge, Reste von Feuerwerkskörpern, Zigarettenstummel und Batterien. Andere Stoffe wie z.B. Windeln, Kunststoffschnüre, Kot und Hundekot, Corona-Masken und alte Schuhsohlen überraschten uns im negativen Sinn. Große Augen machten wir bei den Funden von großräumigen Sperrmüll wie z.B. Fahrrad-Wracks und einem Staubsaugerschlauch. Ordentliche recycelt würden die Funde zum Teil als Wertstoff wahre Schätze darstellen. Das Trennen der Stoffe übernimmt im Anschluss an die Sammelaktion die Stadt.

Nur eine Beleidigung?

Sind diese Abfälle nur eine Beleidigung für das Auge? Im Gespräch fanden wir heraus, dass Kronkorken und Glasscherben eine ernst Gefahr für Schnitt-verletzungen bei Hunden und anderen Tieren darstellen. Zudem können Glasscherben in anderen Jahreszeiten ungewollt Feuer im Park entfachen. Plastikmüll bedroht die Umwelt, die Meere und am Ende auch uns. Denn Mikroorganismen sind nicht in der Lage, Kunststoffe vollständig zu zersetzen. Das bedeutet, dass Mikroplastikpartikel zwar kontinuierlich kleiner, aber nicht vollständig abgebaut werden. Und diese Kunststoffe reichern sich weltweit überall an.

Weggeschnippte Zigarettenkippen sind das häufigste Abfallprodukt was wir in den Tagen finden. Und es ist auch ein riesiges Problem. 57 Milliarden Zigarettenkippen landen jedes Jahr allein in Deutschaland in der Umwelt und der Natur. Vielen Rauchern ist gar nicht bewusst, welchen Giftmüll sie da zu Boden werfen. Dies ist wahrlich alleine kein ästhetisches Problem. Den Gestank von Kippen kennen wir. Es ist nicht der Tabak. Das kommt von den darin enthaltenen 7000 Giften! Arsen, Benzol, Blei, Chrom, Kupfer, Cadmium, Formaldehyd,… und natürlich das Nervengift Nikotin. Aus den Filtern ausgewaschen landet es letztendlich in Seen, in Flüssen, im Meer. Und damit landen die Gifte in unserem Trinkwasser und in unserer Nahrungskette. In den Fischen können sich manche dieser Gifte sogar ansammeln. Ja, eine Beleidigung! Letztlich ist es eine schwere Beleidigung der Natur!

Wo gibt es denn so eine Sauerei?

Es gibt leider immer noch Menschen, die ihren Müll achtlos in die Landschaft werfen. Wir haben unsere Sammelgebiete rund um die Schule. Hier gibt es schöne Parkanlagen mit Sport- und Spielflächen und das „Hölzl“ ist auch nicht fern. Es ist ein idyllischer Ort im Grünen und herrlich für Kinder geeignet. Verzweigte Wasserläufe, Brücken, Kiesstrände, ein kleiner Spielplatz laden zum Verweilen ein. Alles ist gut zu erreichen zu Fuß, mit dem Rad aber auch mit Bus und Auto. Bushaltestellen und Parkplätze sind vorhanden. Und hier werden wir „räumen“. Auch an der Amper. Und jeder Ort hat so seinen typischen Abfall: an den Bushaltestellen finden wir vor allem Einwegverpackungen, an den Parkplätzen und im Nahbereich der Parkbänke liegen zu Hauf Zigarettenstummel. Bereiche die man nicht so gut einsehen kann, beispielsweise im Gebüsch finden wir den Sondermüll. An den Flussufern lagert all der Müll, der hier vom Fließgewässer abgelagert wurde. Doch die Einträge ins Gewässer hat der Mensch gemacht.

Aber warum?

Die Frage – warum verdrecken Menschen ihre Stadt, ihre Parks und ihre Natur? Menschen tragen Dinge in die nahen Parkanlagen, nehmen aber die Rest nicht wieder zurück. Vor dem Kindergarten an der Frühlingsstraße und an einem kleinen Parkplatz an der Dachauer Straße am Tennisplatz oder an der Emmeringer Straße an der Bushaltestelle der Linie 862…

Allein der Gedanke, es sei normal, den Abfall mitzunehmen, wirkt schon wie eine Zumutung. Die Gemeinschaft bekommt den Müll vor die Füße gekippt, soll sie ihn doch aufräumen.

Wir stellten uns die Frage, warum Menschen so etwas tun. Warum glaubst du schmeißen Menschen Müll in die Landschaft?

Für diese kleine Einschätzung habe ich nicht nur die Kinder befragt, sondern habe auch zufällig ausgewählte Passanten interviewt. Die beiden am meisten genannten Vermutungen waren, es liegt in der Bequemlichkeit der Verursacher. Zudem wäre es dem Fehlen der Abfallbehälter an den benötigten Stellen geschuldet. Aber gerade die Erwachsenen selbst urteilten hart über die erwachsenen Verursacher. Hier gaben sie an, dass sie von einer großen Gleichgültigkeit ausgehen. Fehlende Zeit gepaart mit Eile lassen die Vermutung zu, den Ort der richtigen Entsorgung nicht aufzusuchen. Und in einem waren sich die Kinder und Erwachsenen einig; manchem Verursachern fehlt einfach das entsprechende Bewusstsein.

Da wir Müll immer wieder sehr konzentriert vorfanden, ist es naheliegend, dass es einen Mitmacheffekt gibt, also, da wo Müll liegt, kommt schnell noch etwas hinzu. Wo eine Zigarettenkippe liegt, zieht dies den Effekt des öffentlichen Aschenbechers nach sich.

Wie könnte man der Vermüllung entgegenwirken?

Und während wir sammeln und über die Ursachen philosophieren, retten wir noch so ganz nebenbei Regenwürmer. Aber welche Maßnahme könnte man ergreifen, damit „Ramadama“ nicht mehr notwendig ist? Eigentlich könnten wir mit unserer Zeit auch etwas Schöneres anfangen. Aber heute waren wir hier und haben verstanden, dass wir hinschauen müssen.

Die Kinder erkannten schnell, dass es ein verändertes Verhalten braucht. Wie aber lässt es sich steuern? Am einfachsten wäre es ein gutes System beim Produkt selbst zu haben: mehr Pfandsysteme, reduzierte Einwegverpackungen und weniger Einwegtragetaschen.

Aber es braucht auch Aufklärung; Ramadama wurde von den Kindern als Umweltbildung verstanden. Doch würden sie sich auch eine dringende Umweltbildung für die Erwachsenen wünschen.

Die Menschen könnten durch Verwarnungsgelder davor abgeschreckt werden. Und Mülldetektive wären dabei eine gute Unterstützung. 

Auch die Stadt könnte helfen; durch die Bereitstellung von geeigneten Abfallbehältern an den benötigten Orten. Bei einigen Mülleimern haben Kinder beobachtet, dass Müll durch Wind oder „diebische“ Vögel aus den Behältern entfernt wird und der Umgebung unfreiwillig zugefügt wird. Sie schlugen Deckel als gute Abhilfe vor.

Littering hat also eine starke toxische Wirkung und auch eine ästhetische Wirkung, die wiederum das Wohlbefinden der dort lebenden Menschen prägt. Der öffentliche Raum übernimmt viele Funktionen im täglichen Leben und eine besonders wichtige ist die des Begegnungsraums. Wir begegneten dem Müll, der aufblühenden Natur im Frühling und verschiedenen Menschen. Anerkennende Worte bekamen die Kinder von Passanten, die die Sammelaktion wohlwollend beobachteten.

Heuer gibt es eine starke Gegenbewegung gegen die Verschmutzung des öffentlichen Raumes. Da sind SchülerInnnen der Grundschule Mitte, die den Dreck nicht liegen lassen können! Die Natur sagt Danke!

Wennemar Tamm

 

       
   
     

 

Veröffentlicht in Schulleben.